Herausforderung angenommen und gemeistert!
2022 gehört zu den Weinjahren, von denen wir vielleicht in vielen Jahren unseren Enkeln noch erzählen werden. Denn alles, was mit einem „zu“ versehen ist, bleibt in Erinnerung, in guter wie in schlechter.
Zu früh, zu spät, zu kalt, zu wenig- in diesem Fall: zu warm. Die Sonne war im Sommer 2022 nicht wie sonst unser Freund, sondern über einige Monate unser Feind. Der Jahrgang 2022 war also das genaue Gegenteil des feuchten und regenreichen Sommers 2021. Aber von Anfang:
Das Frühjahr begann unauffällig, dennoch mit etwas weniger Niederschlag als sonst, sodass der Austrieb sich etwas nach hinten in den Mai verschob. Zum Glück blieben wir in diesem Jahr von Spätfrösten und dem Zittern um die jungen Triebe verschont- die großen Paraffin-Kerzen durften verpackt im Lager bleiben.
Der Regen blieb dann aber weiterhin aus, sodass sich Anfang Juli bereits erster Trockenstress durch verminderten Wuchs der Gescheine zeigte. Vor allem junge Anlagen hatten damit zu kämpfen, da die Wurzeln der Reben noch nicht tief bis zum Grundwasser reichen.
Alles Hoffen und Beten war zwecklos- die Wassersituation wurde immer dramatischer. Es blieb uns nichts anderes übrig, als Tröpfchenbewässerung in den steilen Weinbergen zu legen und die jungen Anlagen mithilfe von Wassergräben unter den Stöcken mit dem Nötigsten zu versorgen. Ansonsten hätte ein Ernteausfall von nahezu 80% gedroht. Die Arbeit wurde hauptsächlich nachts verrichtet, um direkte Vaporisation zu verhindern- so konnten wir zumindest jeden Tropfen des kostbaren Wassers nutzen.
Aber solchen Strapazen gehen zulasten des eigenen Schlafes und dessen unserer Mitarbeiter. Nie wurde so viel im Dunkeln gearbeitet wie 2022, Arbeitsbeginn für das Außenteam im Juli und August war zwischen 4.00 und 5.00 in der Frühe. Um 2023 einer ähnlichen Stresssituation vorzubeugen, bringen wir im Februar und März Humus, Stroh und Rindenmulch in die von Trockenheit bedrohten Weinberge, um die Winterfeucht länger zu bewahren. Auch das ist wieder reine Handarbeit, aber wir hoffen, dass sich die Mühe lohnt.
Zurück zur Lese 2022: Zum Glück hatte der liebe Gott Erbarmen und die Situation entspannte sich in Richtung Weinlese. Durch eine mehrtägige Regenperiode Mitte September erholten sich die Beeren vom Trockenstress und konnten noch etwas Saft einlagern, sodass auch die Quantität der Erntemenge wieder etwas anstieg. Die Weinlese an sich verlief dann dank unseres großartigen Handlese-Teams planmäßig und gut. Allerdings zog sich die Ernte von Mitte September bis zur ersten Novemberwoche, glatte 7 Wochen. Unsere längste Lese seit 1945. Zu Beginn wurden die Portugieser und Burgundertrauben im Kreuznacher Paradies und Rosenberg geerntet. Schon der Saft der Traube zeigte sich unwahrscheinlich aromatisch, dicht und extraktreich, was sich jetzt auch im Jungwein widerspiegelt.
Die Rieslingernte begann im Paradies und erfolgte bis Ende Oktober Richtung Westen entlang der Nahe, über Bad Kreuznach, Norheim bis nach Schloßböckelheim. Bei allen jungen Rieslingen erkennt man 2022 eine gewisse Opulenz, gepaart mit filigraner, aber nicht offensiver Säure. Ein Jahrgang, der nun zur Prowein bereits angenehm trinkbar ist, mit etwas weniger Ecken und Kanten als sein Vorgänger, dafür aber großer Wertigkeit und Eleganz.
Freuen Sie sich auf die ersten Kostproben.
Am 07.09.22 haben wir unseren Spätburgunder aus der Lage PARADIES ernten können.
Kerngesunde, vollreife Trauben konnten bei bestem Wetter gelesen werden. Im Weingut angekommen, werden die einzelnen Trauben vom Stilgerüst getrennt und bleiben für einige Zeit auf der Maische liegen, damit sich die Aromen und Gerbstoffe entfalten können.
Unser Spätburgunder PARADIES kommt erst nach 5 Jahren in den Verkauf.
Am 12.09.2022 konnten wir unseren Sauvignon Blanc lesen.
Erneut war bestes Wetter bei der Lese und der leichte Regen ein paar Tage davor, hat den Trauben noch einmal richtig gutgetan.
Der Most liegt bereits in den Tanks, blubbert und gärt vor sich hin. Bereits der Saft wirkt sehr aromatisch und fruchtig. Wir freuen uns auf den Jahrgang 2022.
In der Woche vom 19.09.22 haben wir unsere "Echten Typen" gelesen.
Der Temperatursturz der letzten Tage verlangsamt die Vegetation. Es ist morgens ziemlich kalt und neblig.
Unser Grauburgunder und Weißburgunder werden nicht nur einzeln für unsere Gutsweine ausgebaut, sondern auch zusammen mit unserem Chardonnay zu unserem Burgundercuvée STEINMAUER cuvéetiert.
Die 4. Lesewoche startete am 26.09.2022 mit einer Rundfahrt durch unsere Rieslinge. Martin und Denis haben den Stand der Trauben geprüft.
Nebenbei wurden noch einmal die übrigen Trauben unseres Chardonnay sowie Grauburgunder gelesen.
Wir sind zuversichtlich nächste Woche dann endlich mit der Königsklasse, den Rieslingen, durchstarten zu können.
Lesewoche 5 begann am 03.10.2022 mit der Vorlese der ersten Rieslinge.
Hierbei sind die Hände stets unser wichtigstes Instrument. Bald ist es geschafft, alles ist per Hand geerntet und mit guter Qualität nach Hause gekommen - nur noch die Königsklasse steht an. Denn die Lagenrieslinge hängen noch am Stock. Wir sind geduldig und warten, denn die perfekte Reife ist Grundvoraussetzung für große Weine.
Endspurt!
Endlich konnten wir in der Woche ab dem 10.10.2022 mit unseren Spitzenlagen und Toprieslingen beginnen. Das warten hat sich gelohnt. Goldgelbe, vollausgereifte Trauben werden bei schönstem Wetter nach Hause geholt. Unsere Paradies Trauben strahlen im goldenen Herbst.
Wir sind mehr als zufrieden mit der Weinlese 2022 und können es kaum erwarten den Jahrgang 2022 zu verkosten!
Endlich geschafft. Die Weinlese ist nach 7 anstrengenden Wochen zu Ende. Die Toplagen haben in der Woche vom 17.10. noch einmal alles abverlangt. Alle sind glücklich- aber auch kaputt. Tausend Dank den Lesehelfern, die vom Paradies bis zum Felsenberg jede einzelne Traube per Hand geerntet haben. Jetzt gibt es ein schönes Leseabschlussfest und danach eine wohlverdiente Pause... währenddessen warten wir gespannt auf den neuen Jahrgang.